Sportplatzwelt | KOMPENDIUM SPORTPLATZ | 4. AUFLAGE | 2024
SPORTRASEN
wir in den letzten 3 Jahren Projek te gehabt, in denen wir verschiedene Bio-Fungizide auf Golfrasen auspro bierten. Der Einsatz chemischer Fun gizide wird zunehmend beeinträchtig und bedarf häufig zusätzlicher Geneh migungen, daher müssen also alterna tive Lösungen gefunden werden. Weitere Themen sind z.B. die Saat gutbehandlung für eine bessere Ansaat- und Nachsaatqualität, wobei diese zur Keimunterstützung und antagonisti schen Wirkung gegen Krankheitserre ger dienen können. Auch organische Dünger gewinnen immer mehr an Bedeutung als Alternative zur klassi schen mineralischen Verabreichung von Nährstoffen. Außerdem haben wir auch Substratversuche mit Wasserspei cherstoffen für Sportplatzböden durch geführt. Aktuell arbeiten wir für den Deutschen Golfverband an einer Studie zum Einsatz von Robotermähern auf Golfspielbahnen. Dabei geht es neben der Mähqualität auch um Umweltas pekte und Wirtschaftlichkeit. Hitze- und Trockenstresstoleranz wird mit der zunehmenden Erwär mung ein immer wichtigeres Thema. In einem Verbundprojekt „Klimara sen“ geht es darum, herauszufinden, welche Arten und Sorten zukünftig eine größere Rolle spielen könnten. Alternativen im Pflanzenschutz ste hen ebenfalls verstärkt im Fokus. Hier haben wir beispielsweise in einem internationalen Projekt in den letzten Jahren Erfahrungen und Ergebnisse mit der UV-C Behandlung (UV-C Strah lung wird z.B. im Bereich Hygiene zur Läuft auch unabhängige Forschungsarbeit?
Entkeimung eingesetzt) auf Golfgrüns gegen Rasenkrankheiten gesammelt. Das System wird im Profi-Fußball teil weise schon eine Weile in Stadien und auf Trainingsplätzen mit handgeführten Geräten eingesetzt und wurde in ersten Versuchen ursprünglich auch schon auf Golfplatz in Anbaugeräten auspro biert. So kann Krankheitsentwicklung durch Pilzbefall reduziert oder je nach äußeren Bedingungen auch vermieden werden, wie z.B. Schneeschimmel. Es zeigen sich also alternative Möglichkei ten zur Chemie. Wie verläuft aus Ihrer Sicht die Entwicklung des technischen Instrumentariums? Die Digitalisierung mit den di versen Sensoriken bietet den Rasen Profis wichtige Hilfsmittel. Wobei sie am Ende mit ihrem Know-how immer noch selbst feststellen müssen, wel che Maßnahmen umgesetzt werden müssen. Auch aufgrund des Perso nalmangels, der vielerorts herrscht, werden die Themen Sensorik und Automatisierung immer wichtiger werden. Es sind sowohl Startups, als auch größere Unternehmen dabei, die Sensortechnik, ähnlich wie in der modernen Landwirtschaft, auch für das Greenkeeping zu entwickeln und vermehrt einzuführen. Im Falle der Rasenflächen kann man beispiels weise dann die Grünwerte und damit die Vitalität der Gräser auf einer Flä che erfassen. Es geht dabei um Mul tispektralkameras und die Nutzung von Sensoren, separat oder auch ein gebaut im Boden oder in Pflegegeräte, sodass man gleich den Wasserbedarf und andere Parameter kontrollieren
kann. Diese Trends sind schon da, z.B mit dem Einsatz von Drohnen, PitchCam am Stadiondach oder gar mit Satellitenbildern. Die Industrie arbeitet da an vielen Ideen und dann auch der Nutzung von KI. Im Großen, in der Landwirtschaft, geschieht dies schon im sogenannten „Precision Farming“. Beim Rasenmanagement im Golfsport und im Fußballbereich sind die Möglichkeiten gegeben, sich auf den Weg des „Precision Turfgrass Management“ zu begeben. Wann kommt das im Breiten sport an? Der „digitale Sportplatz“ existiert sicher als Vision auch im kommuna len Bereich schon. Zumindest die Diagnose zum Feststellen und wie es sich am Markt etabliert. Gute Greenkeeper im Golf- und Spor trasenbereich arbeiten auch schon mit Mess- und Sensortechniken (Boden feuchtemessung, Vitalitätsmessung mit NDVI) und dem Einsatz von Drohnen mit entsprechenden Kameras, etc. Die DEULA Rheinland integriert diese aktuellen Techniken mit den Fachleu ten als Referenten in die Greenkeeper Lehrgänge, um diese Entwicklungen im Rasenmanagement zu vermitteln. von aktuellen Vegetations zuständen sollte sich im ers ten Schritt nach und nach umsetzen können. Es muss sich dann aber zeigen, was
Das komplette Interview finden Sie online bei Sportplatzwelt
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