HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024

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fitierte beispielsweise von Olsson: „Als ich 1988 ins Nationalteam gekommen bin, erhielt ich sehr viel Hilfe von ihm. Er hat mich nicht als Rivalen gesehen, sondern mir gesagt, dass wir ein Team sind“, erinnert sich Svensson und bestä tigt das, was Palicka schon sagte: „Seit Generationen sprechen wir miteinan der und geben unser Wissen weiter.“ Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Svenssons Expertise beruht nicht nur auf seinen eigenen Erfah rungen, sondern er profitiert auch von dem, was er von anderen lernte. Der 56-Jährige bezeichnet die permanente Weitergabe von Wissen recht passend und prägnant als „Dominoeffekt“ – und berichtet, dass in Schweden schon immer viel Wert auf spezifisches Trai ning für Schlussmänner gelegt worden sei. Und zwar in fast jeder Sportart. „Die Torwartposition ist eine Schlüsselposition. Sie ist wichtig“, sagt Svensson und lässt mit einem Augenzwinkern sein Unverständ nis darüber durchklingen, dass in Handball-Deutschland die halblin ke Position im Rückraum gemeinhin als Königsposition bezeichnet wird. „Warum ist das so? In Schweden ist das die Torwartposition. Wenn ein Kind die Wahl hat, Rückraumspie ler oder Torwart zu werden, wird es sich in der Regel für den Torwart ent scheiden“, glaubt der zweifache Welt meister. Dass sich immer mehr Clubs dazu entschließen, einen Extra-Coach für ihre Keeper einzustellen, darf er getrost als Bestätigung seiner These von der Königsposition zwischen den Pfosten werten. Zumal das gewiss nicht nur sein jetziger Schützling Pérez de Vargas so sieht. „Meiner Meinung nach ist es unabdingbar, dass Torhüter einen DOMINOEFFEKT

Foto: imago

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... und als Trainer des Barca-Duo Gonzalo Peréz de Vargas (r.) und Emil Nielsen

 Tonfall verändert sich, wenn er über das Torwartspiel spricht. In Momen ten wie diesen ist ihm noch immer die offenbar niemals versiegende Lei denschaft für den Platz zwischen den Pfosten anzumerken, was ein wenig an den viel zu früh gestorbenen frü heren Weltklasse-Basketballer Koby Bryant erinnert. In seinem Kurzfilm „Dear Basketball“ beschreibt der US Amerikaner seine Liebe zu seinem Sport. Er selbst schrieb das Drehbuch. Was man sich auch gut bei Svensson vorstellen könnte. Denn wenn man ihn reden hört, bekommt man tatsächlich ein Gefühl dafür, warum für ihn der Platz im Tor der beste auf dem ganzen Spielfeld ist. Erik Eggers

speziellen Trainer haben. Denn Tor hüter werden immer wichtiger für eine Mannschaft“, sagt der Spanier, der im Sommer 2025 zum THW Kiel wech seln wird. Svensson nennt es „das letz te Wort“, das ein Keeper haben könne: „Der Gegner kann klar besser sein und wunderschön spielen. Aber ein Torwart kann das Spiel für die ande re Mannschaft entscheiden. Und zwar ganz alleine. Er trägt viel Verantwor tung. Hat einen großen Einfluss auf das Ergebnis.“ Die Worte des Schweden haben zweifelsohne etwas von einer Schwär merei. Was selten bei Svensson vor kommt. Er ist eigentlich ein durch und durch besonnener Mensch. Doch sein

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