HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024
TITELSTORY
ich ganz cool.“ Doch jeden Tag möchte er so etwas nicht über sich lesen, das wäre schließlich inflationär. „Mit der Medaille geht mir das auch so“. Das olympische Silber ist natürlich sein größter Stolz. Aber die Auszeichnung andauernd anzuschauen oder anzu fassen, „wäre einfach zu viel“. Die 507 Gramm schwere Silbermünze hängt in der Wohnung, gleich neben der Treppe, auf dem Weg zum Schlafzimmer. Dazu gesellen sich auch noch sein Eisenacher Aufstiegstrikot und das Olympia-Jersey mit den Unterschriften seiner DHB Teamkollegen. So fällt sein Blick höchs tens zwei-, dreimal am Tag auf seine bisherigen sportlichen Highlights. „Ich will gar nicht in der Vergangenheit ver harren, es gibt ja noch so viel, was ich gewinnen kann und will.“ Dieses Ziel verfolgt Grgic schon im mer. Als Sohn eines Profi-Handballers konnte er bereits in seiner Kindheit aus reichend Bundesliga-Luft schnuppern. Seine eigene Karriere begann er quasi mit der Grundschule beim HC Saarlou is, wo sich ab der B-Jugend nicht nur sein Talent, sondern auch sein großes Potenzial deutlich abzeichnete. Kinder von bekannten Sportlerper sönlichkeiten müssen oft in große Fuß stapfen treten, lernen jedoch schon von klein auf, worauf es im Profibusiness ankommt. Grgic wurde schnell bewusst, dass es auf dem Spielfeld auf keinen Fall angebracht ist, von großen Stars zu sehr beeindruckt zu sein, schließlich werden die ihn „nicht streicheln oder Lollis verteilen.“ Den nötigen Respekt besitzt er schon. „Aber ich bin nicht un sicher, wenn ich einem weltbekannten Torhüter wie Niklas Landin oder Vin cent Gérard gegenüberstehe.“ Das sei ja genau das, was Routiniers erreichen wollen, einen unerfahrenen Gegenspie ler auf wackeligen Beinen. In seinem ersten Jahr in der Bun desliga gab es zwar „einen Wow-Ef-
Auf die Frage nach der Lieblings schlagzeile zu seiner Person zögert Grgic etwas. Dann erwähnt er einen Artikel der BILD-Zeitung, in dem er als Olympiaheld bezeichnet wurde – das fand er ganz „cool“. Während er das erzählt, wirkt er eher schüchtern. Als ob ihm der Ruhm gleichzeitig auch ein wenig unangenehm ist. Deshalb folgt prompt auch eine Erklärung, „es geht mir nicht darum, dass ich so ein geiler Typ bin, ich war einfach nur stolz darauf, dass ich Teil dieser Mannschaft war, die als Olympiahel den betitelt wurde. Den Begriff finde
maligen Stationen des heute 47-Jähri gen, der, wie selbstverständlich, eine Handballerin geheiratet hat. „Wir sind eine absolute Handballer-Familie“, sagt Grgic Junior, der theoretisch auch für die kroatische Nationalmannschaft hätte spielen können. Doch das sei nie wirklich eine Option gewesen. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen, mei ne Mutter und mein Bruder sind Deut sche, kroatisch ist nur die Familie von Papas Seite. Ich habe immer gesagt, wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, will ich mit dem Adler auf der Brust spielen.“
Foto: imago
Bissfestes Silber: Grgic mit seiner Olympiamedaille
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AUSGABE #59 5/2024
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