HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024

TITELSTORY

nach dem offiziellen Part wieder ins Hotel flüchtete. „Ich bin doch erst ein halbes Jahr dabei und durfte kurz Olympia spielen. Aber was soll ich zwischen all den Fußball-Legenden und Sportgiganten?“ Dass er seine Einstellung zum roten Teppich ir gendwann ändert, wäre möglich. Aber jetzt, mit gerade mal 21 Jahren, sei das alles noch nicht „verdient“. Auf diesem Level sei er noch nicht ange kommen – nicht einmal mit seiner Silbermedaille. Zita Newerla 

Angebot aus Eisenach als Jugendko ordinator bekam, zogen auch er und Mutter Ina nach Thüringen. „Ich hätte mir das nicht besser er träumen können als es momentan läuft“, sagt Grgic. „Auch, wenn die zweite Spielzeit in der Bundesliga natürlich schwieriger ist als die erste Saison und das Team derzeit schon ein paar Mal an sich selbst geschei tert ist.“ Nur das mit dem Rampenlicht wäre immer noch etwas ungewohnt. Hier ein Empfang, da eine Ehrung. Trotz des großen Erfolges fühlt sich der jun ge Mann bei solchen Events immer noch wie ein Fremdkörper, wie „be stellt und nicht abgeholt“. Er sei ein fach jemand, der alles lieber im Team macht. Die Kraft der Gemeinschaft zu spüren, wäre, wie er sagt, viel cooler, als eine Veranstaltung allein zu er öffnen. Anfragen dafür gäbe es. Dass große private Aufritte absoluter Hor ror für ihn werden können, erleb te er kürzlich in Hamburg. „Bei dem diesjährigen Sport Bild Award fühlte ich mich wirklich komplett fehl am Platz“, man konnte gar nicht so schnell schauen, wie rasch Grgic

dauerte tatsächlich einen Moment, bis man den Wahnsinns-Erfolg wirk lich begriffen hat.“ „Wir haben damit den Stellenwert von Deutschland im internationalen Handball nach oben gepuscht“, sagt Grgic heute stolz. Zur Abschlussfeier ging es für alle wieder nach Paris. Auf die Anwesen heit bei der Eröffnungszeremonie hat te die komplette deutsche Mannschaft bewusst verzichtet. „Wir wollten keine Ablenkung nur einen Tag vor dem ers ten Spiel, ich denke das war die abso lut richtige Entscheidung.“ Aber das Grande Finale wollten die Männer, die wieder ins Olympische Dorf zogen, hautnah erleben. „Meine Silberme daille habe ich im Zimmer versteckt“, erzählt der Grgic, „sorgfältig in eine Socke gewickelt, zwischen die anderen Klamotten gepackt und die Tür dop pelt abgeschlossen.“ Die darauf folgende Nacht war ex trem kurz. Nach der großen Party in Paris musste Grgic mit seinem Team um fünf Uhr am Flughafen sein. Die Reise nach Thüringen dauerte dann insgesamt elf Stunden. Nach ei nem kurzen Abstecher in Eisenach ging es wieder nach Saarlouis. „Von Dienstag bis Donnerstag war ich in der Heimat, um ein we nig Abstand von allem zu bekommen, bevor die Saison direkt wieder losgeht.“ Er war bei

Foto: ThSV Eisenach

Freunden, denn das alte Zuhau se der Familie ist inzwischen verkauft. Nach dem beide Söhne ausgezogen waren, wurde das Haus zu groß, und als Vater Danijel das

Foto: Beate Haar

AUSGABE #59 5/2024

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