HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024

oder klagte, darf man ohne Abdruck einer Gegendarstellung die These auf stellen: Paul Drux hat sich in seiner Karriere sehr früh aufgerieben. Das fällt auch bei einem Blick auf Drux’ Liste von Verletzungen auf: Im Grun de gibt es kaum ein Körperteil, das nicht irgendwann in Mitleidenschaft gezogen wurde: von der Wurfschul ter über den Ellbogen und die Hände bis hin zum kaputten Knie. Trotzdem kam er stets wieder, kämpfte sich im mer und immer wieder durch Rehas und zurück aufs Feld – bis zu jener Aktion im Training Ende September, die das Ende der Karriere als Profi sportler endgültig besiegelte. „Das hat uns getroffen wie ein Schlag“, sagt Füchse-Chef Bob Hanning, „wir werden Paul als Sportler sehr ver missen.“ Wenn jedoch nicht alles ganz anders kommt als erwartet, dürfte Drux den Füchsen auch nach seiner Reha und dem Abschluss des Studiums der Wirt schaftsinformatik erhalten bleiben – in welcher Funktion auch immer. Hanning sagt: „So einen bodenständigen, empa thischen, loyalen und zugewandten jun gen Mann wie ihn findet man ganz, ganz selten.“ Christoph Dach 

Katar, seinem ersten großen Turnier, wurde er zum besten Nachwuchsspie ler gekürt. Drux erfuhr im Wüsten staat aber auch, welche Entbehrungen und Anstrengungen nötig sind, um sich dauerhaft auf höchstem interna tionalen Niveau behaupten zu können, Stichwort: Belastungssteuerung. Nach fünf Spielen in neun Tagen saß er für ein Interview im deutschen Mann schaftshotel und wirkte trotz seiner ju gendlichen 19 Jahre zum ersten Mal so richtig ausgepowert und physisch leer. Es war ein Vorgeschmack auf das, was in den Jahren darauf folgen sollte. Drux spielte bei den Füchsen immer, und meistens auch sehr lang, Abwehr wie Angriff, hinten wie vorn, und warf sich stets mit voller Entschlossenheit ins Getümmel. Er verfügte über ein starkes Eins-gegen-Eins und scheute keinen Zweikampf, oft hatte man den Eindruck: Da marschiert einer mit dem Kopf durch die Wand. Alles für den Erfolg der Mannschaft. Koste es, was es wolle – und sei es die eigene Gesundheit. Ähnlich verhielt es sich im Nationalteam. Und obwohl er sich nie öffentlich darü ber beschwerte

Kontakt, verhandelte mit Vater Drux und zeigte jene Perspektiven auf, die dessen Sohn zum Wechsel bewegten. „Entscheidend war für mich, dass mir Bob versichert hat, dass junge Spieler bei ihm in Berlin eine Chan ce bekommen“, sagt Drux. Es blieb kein leeres Versprechen, im Gegen teil: Mittlerweile ist Drux vielleicht der Vorzeigesportler der Füchse Nachwuchsakademie und das beste Beispiel dafür, dass es talentierte Ju gendliche bis zum Kapitän der ersten Mannschaft bringen können. In Berlin angekommen, mach te Drux dort weiter, wo er in Gum mersbach aufgehört hatte. Einmal, im Halbfinale der Deutschen B-Ju gend-Meisterschaft gegen Dormagen, erzielte er vor den Augen der Profi mannschaft sensationelle 16 Tore – und man konnte schon erahnen, dass da einer heranwächst, der den Verein über ei- nen langen Zeit raum würde prägen

Vorzeitges Karriereende: Zu viele Verletzungen führten bei Paul Drux in der Summe zum Entschluss aufzuhören

können. Auch im Erwachsenenbe reich ging es zunächst scheinbar unaufhaltsam weiter für Paul Drux. Bei der Weltmeis terschaft 2015 in

Foto: imago

AUSGABE #59 5/2024

37

Made with FlippingBook Digital Publishing Software