HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024
dass wir – anders als bei Olympia – ei nen guten Start erwischen und direkt in einen Flow kommen. Und dann schauen wir, was kommt. Nur ein Jahr später steht die Weltmeis terschaft im eigenen Land auf dem Pro gramm. Beschneidet das die Bedeutung dieser EM im Dezember 2024? B ölk : Natürlich ist dieses EM-Turnier eine Gelegenheit, uns zu helfen, noch weiter zueinanderzufinden. Wir werden noch einmal ein ganzes Turnier erleben mit allen Höhen und Tiefen. Das wird uns noch mehr zusammenschweißen. Aber grundsätzlich sehe ich jedes Tur nier als Chance, etwas mit nach Hause zu bringen. Deshalb sehen wir die EM nicht als Vorbereitung auf die WM, son dern als eigenständige Veranstaltung, auch wenn das Event im nächsten Jahr bereits im Hinterkopf steckt. Bei der letzten Heim-WM 2017 mussten Sie nach zwei Spielen verletzungsbe dingt aufgeben. Ist die Vorfreude des halb umso größer? B ölk : Das kann man nicht mitei nander vergleichen. Damals war ich gerade mal 18 Jahre alt und spielte mein zweites Turnier. Meine Rolle in der Mannschaft, meine Erfahrung und mein eigener Anspruch sind heute ganz anders. Aber allein solche Events wie der „Tag des Handballs” geben ja eine Vorahnung, was in Deutschland los sein kann, wenn die Hallen voll sind. Dieses Feeling macht schon richtig Bock auf das, was da kommt. Das wird ein riesiges Highlight für uns alle. Und natürlich wollen wir dann mit einer ab soluten Peak-Performance glänzen. Sie sind längst Führungsspielerin. B ölk : Ja, auf jeden Fall, alles ande re wäre gelogen, auch wenn ich nicht die einzige bin. Ich habe zum Trainer ein sehr gutes Verhältnis, auch wenn
ich mich nicht scheue, Dinge, die ich anders sehe, auch zu benennen. Wir haben eine gute Kommunikation mit einander. Da ist es erlaubt, im Sinne des erfolgreichen Handballs zu kri tisieren, solange es nicht persönlich wird. Da ist immer noch mehr Lust als Frust, auch wenn ich schon eini ge Enttäuschungen erlebt habe. Ich bin ein durchweg positiver Mensch, und mit jedem neuen Turnier, das die Chance bietet, eine Überraschung zu schaffen, bin ich wieder mit voller Energie und voll fokussiert dabei. Ich freue mich noch immer, das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen. Wie Titel gehen, weiß man ja in der Fami lie Bölk. Ihre Mutter war 1993 Weltmeis terin. Ist sie eher Freundin oder Mentorin? B ölk : Ich denke, etwas von beidem, je nach Situation. Meine Eltern sind in jedem Fall mit dem Herzen dabei, sind oft in Budapest, um sich Spiele anzuschauen, und versuchen, ihre Ur laubsplanung nach den Großturnieren auszurichten. Sie sind absolut unter stützend dabei und ich kann jederzeit jemanden um Rat fragen, der das alles aus eigener Erfahrung kennt. Aber wir haben als Mutter und Tochter auch an dere Themen als Handball. Ich finde es klasse, dass sie angesichts ihrer Vita so cool geblieben ist. Und wie geht es mit Ihnen in Ungarn weiter? B ölk : Ich habe noch einen Vertrag bis 2026. Ich liebe die Stadt, ich liebe den Verein und wir haben noch gro ße Ambitionen, auch wenn wir uns in dieser Saison noch ein wenig finden müssen. Aber wir werden um alle Titel mitspielen. Darüber hinaus mache ich mir noch keine Gedanken. Sprechen Sie denn Ungarisch? B ölk : Ich versuche es zumindest. Arnulf Beckmann
um, dass wir uns beim ersten Wieder sehen nach Olympia rasch finden und wiederfinden und uns auf das höchste Niveau bringen. Wie ist das eigentlich zum Auftakt eines neuen olympischen Zyklus: Ist man da aufgeregter als sonst? B ölk : Ach, nein, für mich verändert sich mein Gefühl da nicht. Aber klar, wir werden im Kader ein paar Verän derungen haben. Es gilt, dass wir neue Spielerinnen rasch ins Boot holen müs sen. Die Zeit dazu ist knapp. Zwei Lehr gangstage und drei Testspiele sind alles, bevor es dann in die unmittelbare Eu ropameisterschafts-Vorbereitung geht. Das unterstreicht, dass wir fokussiert und konzentriert arbeiten müssen und alle rasch wissen, was wir zu tun haben. Bin gespannt, wie die Neuen sich vor der EM machen. Erst einmal hat jede Spielerin die Chance, sich mit guten Leistungen für die EM zu bewerben. Nur fünf Monate nach Olympia findet die se EM nun statt. Welche Erwartungen ver knüpfen Sie damit? B ölk : Weil wir die Vorrunde in Inns bruck und die Hauptrunde in Wien spielen werden, hoffe ich natürlich auf viel Unterstützung unserer Fans. Da rüber hinaus wird der Ansatz derselbe sein wie in jedem anderen Turnier auch: Wir wollen jedes Spiel gewinnen, uns weiterentwickeln und der Weltspitze wieder ein Stückchen näher kommen. Gedankenspiele hinsichtlich des Resul tats sind lediglich Kaffeesatzleserei. Aber läuft alles normal, muss die DHB-Auswahl wieder zwei Große schlagen, um ins Halb finale einzuziehen. B ölk : Das ist herausfordernd, aber bei einer EM gibt es keine Wunschgeg ner. Wir hätten gern ein wenig mehr Losglück gehabt, aber das können wir uns halt nicht aussuchen. Wir hoffen,
AUSGABE #59 5/2024
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