HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024
Ist die Atmosphäre von einem dänischen Derby in Ansätzen vergleichbar mit den Dauerbrennern in der Bundesliga? M achulla : Überhaupt nicht. In un serem Champions League-Spiel gegen Magdeburg habe ich hier das erste Mal erlebt, dass die Fans die Schiris mit einem Pfeifkonzert verabschiedet ha ben. Das ist für dänische Verhältnisse sehr ungewöhnlich, schon fast Hooli gan-like (lacht). Normalerweise feiern die Zuschauer Gast und Gastgeber zu gleich. Es ist ein sehr wohlwollendes und faires Publikum. Wie war Ihr Wiedersehen mit Ihrem ehe maligen Club SC Magdeburg? M achulla : Deutsche Teams zu tref fen, ist für mich immer besonders. Bei der Begegnung kamen viele Erinnerun gen hoch, doch am Schönsten war es für mich, wieder Deutsch zu sprechen. Können Sie sich vorstellen, die nächsten 20 Jahre in Dänemark zu verbringen? M achulla : Stand jetzt, ja. Ich sehe auch die persönlichen Vorzüge, wie bei spielsweise die kurzen Auswärtsfahrten. Haben Sie jetzt mehr Zeit als früher? M achulla : Ich habe nicht nur mehr Zeit für private Themen, ich habe auch mehr Zeit für qualitativ hoch wertige Arbeit, weil ich nicht die halbe Nacht auf der Rückreise im Bus dafür nutzen muss, mich auf den nächsten Gegner vorzubereiten. Das hat mir Niklas Landin übrigens auch genauso prophezeit und Nikolaj Jacobsen hat es noch viel deutlicher formuliert. Er sagte: Das Schönste ist, Du verlierst nicht so viel Zeit für Bullshit in den 15 Stunden im Bus. Haben Sie die Meisterschaft in der Tasche? M achulla : Das zu denken, wäre der dümmste Fehler, den wir machen könnten. Wir müssen in die Playoffs
M achulla : Juri ist ein absoluter Ausnahmespieler und das Aushänge schild der Deutschen Nationalmann schaft. Der Rucksack, den er bei den Löwen trägt, ist meiner Meinung nach viel zu schwer für das, was er alles leisten muss. Als mich Jan Larsen an rief und fragte, was ich über den Spie ler denke, sagte ich, wenn Juri eine Option sein könnte, dann sofort! Auf das erste Gespräch mit den Beratern folgte ein zweites zwischen Juri und mir. Seine schnelle Zusage hat mich gleichzeitig überrascht und gefreut. Einen so wichtigen Spieler aus der Bundesliga nach Aalborg zu holen, ist ein echtes Statement. Zita Newerla und uns dort eine gute Ausgangs position erarbeiten. Aber natürlich weiß ich um die Qualität unseres Teams und hoffe, wenn es darauf an kommt, über den kompletten Kader zu verfügen. Sie meinten, Sie wollen den Club als fes te Größe im europäischen Clubhandball etablieren. Damit ist doch sicher ein EHF Champions League-Sieg gemeint. M achulla : Das ist die Vision, die dieser Verein hat. Wir sind aber nicht so naiv, zu denken, dass der Titel nur über Aalborg geht. Man sollte auch nicht vergessen, wer beispielsweise 2024 alles nicht in Köln dabei war. Veszprém, Paris oder Kielce sind auch Mannschaften mit großen Ambitio nen. Wir werden immer ein Verein sein, der hart für seine Ziele arbeitet, und nie ein Club, der mit enormem Etat auf Einkaufstour geht. Deswegen waren die Vertragsverlängerungen von Thomas Arnoldsen und Mads Hoxer ein wichtiges Zeichen, das hier für gro ßes Aufsehen gesorgt hat. Und wie kam es zu der Verpflichtung von Juri Knorr?
ners enorm. Natürlich witzeln wir über die Thematik Kiel vs. Flensburg. Bevor er operiert wurde, fragte ich ihn, ob es der gleiche Eingriff wie vor drei Jah ren wäre. Er meinte: Ja, als ich mein Comeback gegen Euch gab. Da musste ich ihm antworten, dass er damals doch noch gut eine Woche hätte pausieren können. Wir lachten beide, denn bei dem Spiel zeigte er gut 20 Paraden und wir Flensburger bekamen auf die Nuss.
„ DU VERLIERST NICHT SO VIEL ZEIT FÜR BULLSHIT IM BUS “
Beinahe wäre ja auch noch ein weiterer Welthandballer im Team gewesen. Mikkel Hansen hat aber vorzeitig seine Karriere beendet. Bedauern Sie das? M achulla : Mikkel ist in Dänemark ein absoluter Superstar, von seiner Spielanlage und wie er den Handball in den letzten Jahren interpretiert hat, passte er allerdings nicht wirklich in die Vorstellung, wie ich Handball spie len lassen möchte. Wie ich mit ihm arbeite, war im Vorfeld durchaus auch eine wichtige Überlegung. Ich hätte ihn sehr gerne noch für ein Jahr im Team gehabt, mir ist aber bewusst, dass un sere unterschiedliche Spielphilosophie bestimmt auch eine Herausforderung für beide Seiten hätte werden können. Ein besseres Finish als Olympiagold hätte es für Dänemarks Superstar wahrschein lich nicht geben können. M achulla : Mikkel schrieb mir eine Nachricht im Anschluss an die Olym pischen Spiele 2024: „i couldn't ask for more“.
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