HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024
INTERVIEW
der Bank aber sind oft die Pferde mit ihm durchgegangen.
J oensson : Ja, ich bin hier lang schon angekommen und zu Hause. Ich lebe in Lofer, das ist ein Dorf mit 2.000 Einwohnern zwischen Salzburg und Kitzbühel – mit eigenem Skigebiet. Ich habe hier ein Haus gebaut, vor fünf Jahren meine Partnerin Karoline ge heiratet und im Ort erzählt man, das sei die lustigste Hochzeit seit Langem gewesen. Die Leute hier gehen sehr of fen damit um. Sie haben nach Ihrer Karriere angefan gen, hauptberuflich als Fotografin zu arbeiten – zunächst im Handball, aber heute sind Sie in völlig anderen Berei chen unterwegs. J oensson : Ich habe schon von jeher gern fotografiert und wollte immer schon Fotografin werden. Ich habe da mals begonnen, für die Agentur APA zu arbeiten, und war zunächst aus schließlich im Sport unterwegs. Ich habe Handball-Weltmeisterschaften abgelichtet, war aber auch beispiels weise im Fußball beim Champions League-Finale in München dabei, bei den Skifahrern, den Biathleten und vieles mehr. Im Jahr 2000 war ich eine der ersten Pressefotografinnen beim schlimmen Unglück in Kaprun, als die Gletscherbahn brannte. Diese Bilder sind damals um die Welt gegangen. Dadurch war ich dann bei allen Agen turen bekannt. Heute arbeiten Sie auch in der Schlager branche. Wie kommt man denn dazu? J oensson : Ganz einfach. Kitzbühel, Hansi Hinterseer, Fanwanderung – so kommt das. Wir haben unsere Pa rallelen beide im Sport. Ich habe ihn viele Jahre begleitet und bin dadurch tiefer in die Unterhaltungsbranche gerutscht. Florian Silbereisen, Andy Borg, Helene Fischer, David Hassel hoff, die Amigos, Stefanie Hertel, mit der ich gemeinsam ein Kräuterbuch
Wie sind Sie damit umgegangen? J oensson : Das war nicht immer fein. Vor allem dann nicht, wenn er Recht hatte. Es ist halt nicht angenehm, wenn man seine Fehler immer wieder unter die Nase gerieben bekommt. Das ärgert einen, und hin und wieder muss man die Ohren halt auf Durchzug stellen. Sie waren eine der letzten, die in Öster reich die doppelte Staatsbürgerschaft bekamen … J oensson : … was gar nicht einfach war, weil ich lange auf die Beibehal tungs-Urkunde aus Deutschland war ten musste. Das erste Länderspiel im Trikot der österreichischen Mannschaft bei der WM in Dänemark war dann aber schon sehr speziell. Als ich zum ersten Mal die österreichische Hymne hörte, war ich schon ein wenig hin und her ge rissen. Das war sehr ungewohnt. Aber die Entscheidung war absolut richtig, weil ich in Wien in einer richtigen Pro fimannschaft mit entsprechenden Rah menbedingungen spielen konnte und eine geile sportliche Herausforderung vorfand. Und worauf ich besonders stolz bin: Ich bin die erste deutsche Eu ropacup-Siegerin im Handball. Das war damals etwas sehr Besonderes. J oensson : Nein, daran könnte ich mich erinnern. Ich habe in Seoul 1990 bei der WM einmal gegen die DDR ge spielt und gewonnen, was uns die Qua lifikation für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona brachte. Danach bin ich zurückgetreten und habe meine Karriere beendet. Aber gegen die DHB-Auswahl haben Sie nie gespielt, oder?
Foto: Kerstin Joensson/privat
Weggefährtinnen: Kerstin Joensson (links) und Dagmar Stelberg
veröffentlicht habe – im laufe der Zeit hat man viele vor der Kamera gehabt.
Aber Sie sind kein Schlagerfan geworden. J oensson : Doch, unbedingt. Ich mag diese Art von Musik sehr gern und bin gern auf diesen Veranstaltungen. Es macht einfach gute Laune. Gleichzeitig habe ich auf der anderen Seite den Pu tin, den Obama oder den Papst fotogra fiert. Ich durfte den österreichischen Bundeskanzler zwei Jahre begleiten und habe viele Jahre die Salzburger Festspiele fotografiert. Nur den Trump noch nicht, aber darüber bin ich nicht traurig. Mein fotografisches Portfolio ist tatsächlich sehr breit. Und im De zember bin ich wieder beim Handball bei der Europameisterschaft der Frau en in Innsbruck und Wien dabei. Arnulf Beckmann
Aber Sie sind in Österreich hängen- geblieben.
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