Sportplatzwelt | KOMPENDIUM SPORTPLATZ | 4. AUFLAGE | 2024

SPORTRASEN

„TROCKENSTRESSTOLERANZ WIRD IMMER WICHTIGER“ Prof. Dr. Wolfgang Prämaßing arbeitet an mehreren Stellen, unter anderem an der Hochschule Osnabrück und am DEULA Rheinland, maßgeblich an der Weiterentwicklung der Ausbildung für die Rasenpflege sowie an der Forschung rund um den Funktionsrasen. Im Interview berichtet er über den Stand der Dinge.

Bild: HSOsnabrück

Prof. Dr. Wolfgang Prämaßing

Welche berufliche Aus- und Weiterbildung findet in Deutschland für den Sport-Be reich statt? Die Greenkeeper-Fortbildung zum Fachagrarwirt/-in für Golfplätze ist seit 1989/90 am Bildungszentrum DEULA Rheinland angesiedelt, wo ich nach langjähriger Vollzeittätigkeit nun neben der Hochschule noch in Teilzeit als Referent aktiv bin. Eini ge Jahre später kam Mitte der 90-er Jahre auch DEULA Bayern dazu. Die Fortbildung im Bereich Sportstätten Freianlagen baute später darauf auf. Bei den beiden DEULA-Einrichtun gen in NRW und Bayern werden die bundesweit staatlich anerkannten Prüfungen abgenommen. Initiiert wurde das durch den deutschen Golf platz-Boom der 1980er Jahre. Die eta blierten Greenkeeper sahen, dass sie ein Berufsbild schaffen mussten. Man hat sich zusammengetan und Strategi en entwickelt, um mit den Kollegen in den USA und Großbritannien auf Au genhöhe zu kommen. Dabei kam auch die Ausbildung für den deutschspra chigen Raum heraus. Allein im Raum der DEULA Rhein land sind seitdem über 1.300 Green keeper geschult worden, mit Bayern zusammen sind es sicher über 2.000. Im Vorfeld der Fußball-WM 2006 gewann der Bereich Sportplatz an Bedeutung. Zusammen mit dem DFB haben die beiden DEULAs die ersten Kurse zur Sportplatzpflege eingerich

tet. Das Zertifikat zum/r „Qualifizier ten Platzwart/-in“ des DFB und der DEULAs basiert auf einer dreiwöchi gen Kurs-Reihe und ist seitdem gut angenommen worden, sowohl aus dem Amateur- wie auch Profibereich. Für den Fortbildungsberuf des Greenkeepers musste es aber wei tergehen. Die beiden DEULAs haben in NRW bzw. Bayern mit den zu ständigen Behörden dann auch Prü fungsverordnungen für den Bereich Sportstätten-Freianlagen mit Facha grarwirtabschluss erstellt. So gibt es, wie für den Golfbereich, seitdem die Möglichkeit, sich zum Geprüften Gre enkeeper und Geprüften Head-Green keeper weiterzubilden; bei letzterem Berufsbild spielen über die Unterhalt pflege von Sportanlagen hinaus auch Management-Skills eine große Rolle. Auf den Golfplätzen arbeitet heute fast überall mindestens ein geprüfter Greenkeeper oder Head Greenkeeper, und das gilt auch weitgehend für die Sportstätten im Profi-Bereich. Einige Betreiber waren schon länger auf die sem Stand, zum Beispiel in Leverkusen, und die Kölner Sportstätten sowie zum Beispiel auch München hatten auch schon länger zwei, drei qualifizierte Leute. Es spielt natürlich immer eine Rolle, ob in der Konstellation des Fuß ball-Clubs mit dem Stadion auch die Erreicht die Anhebung des Ausbildungs-Niveaus die Sportanlagen?

Kommune eingebunden ist. Teilweise waren es die Vereine, die den Green keeper eingeführt und ein Pflegeteam aufgebaut haben. Mittlerweile ist das qualifizierte Personal im Profibereich weitgehend überall anzutreffen, und dieses Konzept wächst langsam wei ter in die Breite. Wobei ab der 3. Liga derzeit eher nur vereinzelt staatlich ge prüfte Greenkeeper arbeiten. Und wie verhält es sich im kom munalen Bereich? Manche Stadt hat erkannt, dass man einfach mindestens eine qua lifizierte Person für das Pflegeteam zur Unterhaltung der Sportanlagen braucht. Einige haben dabei eine Vor reiterrolle eingenommen. Aber es gibt hier nach wie vor großes Potenzial. Für die berufliche Fortbildung zum/r Fachagrarwirt/-in Sportstät ten-Freianlagen (Gepr. Greenkeeper) muss man pro Person etwa 10 Wo chen Anwesenheit bei Kursprogram men kalkulieren und knapp 9.000 Euro an Kosten, ggf. zusätzlich dem Aufwand der Fahrten, Unterkunft und Verpflegung. Übrigens erleichtert die Möglichkeit der BAFöG-Förderung die Entscheidung, in ein Fortbil dungsprogramm einzusteigen. Was gibt es aus der Forschung zu berichten? Wir leisten in Osnabrück einerseits Auftragsforschung für die Industrie und Verbände. Beispielsweise haben

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