HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024
flüge zu den Auswärtsspielen im Euro papokal aus wirtschaftlichen Gründen „gar keine Option“ seien. Der Rückgang der Zuschauerzah len und die fehlenden Erlöse aus der Champions League bedrohen nun je denfalls, da der THW auf keinen Fall das Finalturnier vermarkten wird, erneut das Stammkapital der KG, das 2019 auf 2,564 Millionen Euro angewachsen war. Nach Jahresfehl beträgen des THW Kiel in 2021/22 (261.000,-) und 2022/23 (310.000,-), in denen der THW bekanntlich noch Champions League spielte, waren mit Stichtag 30. Juni 2023 ohnehin nur noch gut 975.000 Euro des eingezahl ten Stammkapitals übrig. Eine Pleite droht zwar nicht, da die großen Geldgeber im Hintergrund im Notfall sicher einspringen würden. Aber THW-Geschäftsführer Viktor Szilágyi und Aufsichtsratschef Marc Weinstock standen im Frühjahr vor einem klassischen Dilemma: Ei nerseits waren sie gezwungen, KLASSISCHES DILEMMA
Andreas Wolff. Wie teuer der spekta kuläre Transfer des Nationaltorwarts aus Kielce, der im Juni vollzogen wurde, tatsächlich war, ist unklar. Die Ablösesumme, die die SPORT BILD auf 300.000 Euro taxier te, dürfte vermutlich auf mehrere Spielzeiten verteilt werden. Im Pod cast Erste Sieben machte Szilágyi im September indes deutlich, dass der THW sich diese Verpflichtung und das Gehalt des Stars, das bei über 30.000 Euro netto im Monat ta xiert wird, eigentlich gar nicht hätte leisten können. Man müsse die Auf sichtsräte und Partner des THW in dieser Causa hervorheben, sagte Szi lágyi, „dass wir da reagieren konn ten“. Was heißt, dass Mäzene dafür extra Geld locker machten. Im gleichen Podcast erklärte der THW-Geschäftsführer Szilágyi, wie massiv die Kaderpolitik des Clubs durch die überraschenden Abgänge der Stars Sander Sagosen und Tor-
(siehe Tabelle). Aber es ist in Kiel kein Geheimnis, dass der Citti-Grande Ger hard Lütje sich zuletzt leidenschaftlich mit Holstein beschäftigte und nicht mit dem THW Kiel. Unwahrscheinlich ist jedenfalls, dass sich Citti noch einmal per kur zem Telefonat zu einer Erhöhung seiner Einlage in die THW Kiel Bun desliga GmbH & Co. KG überreden lassen wird, wie das in der Saison 2018/19 noch der Fall war. Als da mals ein Verlust in Höhe von 1,7 Mil lionen Euro und damit der Verlust des gesamten KG-Kapitals drohte, hatte Aufsichtsratschef Weinstock, wie er stolz berichtete, „mit vier Tele fonaten“ mit Kommanditisten das ge zeichnete Stammkapital um 500.000 Euro erhöhen können. Bedrohlich geworden war die Lage in der besagten Saison 2018/19, weil der THW Kiel erstmals seit 2003 nur für den EHF-Pokal qualifiziert war und die wichtigen Ticketing-Erlöse aus der Champions League wegbrachen. Da der THW aber seinerzeit das Heim recht für das Final4-Turnier erwarb und erfolgreich vermarktete, fiel das Loch mit 150.000 Euro Verlust weni ger dramatisch aus als angenommen. In der aktuellen Serie erscheint die Lage des THW düsterer. Dadurch, dass er nur in der European League antreten darf, fehlen dem Rekordmeister Ein nahmen in Höhe von bis zu einer Mil lion Euro, wie Weinstock im Frühjahr prognostizierte. Und die Sorgenfalten der Verantwortlichen dürften seit dem 8. Oktober noch tiefer sein, als sich beim ersten Heimspiel gegen die spa nischen Nobodys von BM Torrelavega nur 3.619 Zuschauer einfanden – so wenig wie seit vielen Jahren nicht. Wie angespannt die Kieler
die Ausgaben zu reduzieren. Andererseits waren sie dazu verdammt, die Mannschaft so zu verstärken, um einen Champions League-Platz zu erreichen und nicht für
die Saison 2025/26 vor einem ähnlichen Szena rio zu stehen. Die Antwort der THW-Verantwortli chen auf dieses Di lemma hieß:
Foto: imago
Haushaltslage aktuell ist, macht Szilágyi Aussage deutlich, dass Charter
Muss das KG-Stammkapital im Blick behalten: Marc Weinstock
AUSGABE #59 5/2024 29
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