HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024
Das neue Gesicht des DHB Benjamin Chatton , 43, wird bis zur WM 2027 für den Deutschen Handballbund die Männer-Nationalmannschaft managen – in einem Teilzeitmodell.
R eisende, lautet bekanntlich eine alte Weisheit, soll man nicht aufhalten. Im Fall von Benjamin Chatton, 43, hat der Deut sche Handballbund (DHB) eine Aus nahme von dieser Regel gemacht. Hat te der Niedersachse, der seit 2020 als Vorstand Finanzen/Recht dem mit gliederstärksten Verband zu Diensten ist, dem DHB-Präsidium doch schon im Frühjahr signalisiert, die Dortmun der Zentrale mit Ablauf seines bis 31. Dezember 2024 befristeten Vertrages zu verlassen. Chatton heuerte an bei der Baum Gruppe, einer Immobilienagentur in Hannover, die neben Hausverwaltung und Projektentwicklung auch Hotels und Gastronomien betreibt. Das ergab Sinn, weil die junge Familie Chattons dort wohnt – aber auch deshalb, weil der Diplom-Kaufmann durch sei ne vorherigen Tätigkeiten bei einem Hallenbetreiber und bei Hannover Concerts in der Region über ausge zeichnete Kontakte verfügt. In der Szene des Handballs hatten viele die Entscheidung Chattons als enormen Verlust beklagt. „Ich war im mer ein Befürworter von Benny“, sagt Uwe Schwenker, der Präsident der Handball-Bundesliga (HBL), der in
dieser Funktion auch im DHB-Präsi dium sitzt. „Ich hätte es sehr gern ge sehen, wenn Benjamin DHB-Vorstand Sport geworden wäre.“ Und dann Nachfolger Axel Kromers, der in der Liga zunehmend in Kritik geraten war. Aber das habe Chatton kategorisch ab gelehnt, sagt Schwenker. Doch dann tat sich im Frühjahr plötz lich doch ein Fenster auf, als der DHB auf der Suche nach einem Manager für die Männer-Nationalmannschaft war. Nachdem sich Kromer bei den Ver tragsverhandlungen mit dem Präsidi um schlichtweg verpokerte (HI #57), der Dachverband den Posten neu aus schrieb und schließlich mit Ingo Meckes besetzte, kam der Name Chatton wieder in Spiel. Zuvor erschien es undenkbar, dass Chatton, der bis dahin mit Kromer gleichberechtigt war, als Nationalmann schafts-Manager in der Verbandshierar chie unter Kromer agieren würde. Es hätten noch weitere gute Kandi daten für den Job des Managers für das Flaggschiff des deutschen Hand balls vorgesprochen, sagt Schwenker. Aber natürlich spielte eine gewichtige Rolle, dass Chatton in der Bundesliga GUTE KANDIDATEN
über einen ausgesprochen guten Ruf als Fachmann verfügt, den er sich als Manager der TSV Hannover-Burgdorf (2011-2018) und in Balingen (2009 2011) erworben hat. „Benjamin hat die Erfahrung und das Netzwerk im Verband und in der Bundesliga, aber auch in die Medi en hinein“, sagt Schwenker. „Und er muss nicht neu eingearbeitet werden. Dem sind viele gefolgt.“ Vor allem aber wurde Chatton auch von Bundestrai ner Alfred Gislason favorisiert, also dem wichtigsten Funktionsträger der Mannschaft. „Alfred hat sich auch klar positioniert in Richtung Benjamin“, sagt Schwenker. Nachdem DHB-Präsident Andreas Michelmann mit der Baum-Gruppe verhandelt hatte, entwickelte der Dach verband das Modell eines Teilzeit-Ma nagers: Chatton wird ab dem 1. Januar 2025, wenn sein Vertrag mit Baum be ginnt, zeitweise für die Nationalmann schaft abgestellt. „Es geht konkret um die sieben Wochen im Jahr, die als National Team Weeks im Kalender ste hen“, sagt Chatton. „Wenn die Lehrgän ge und die Länderspiele sind, bin ich physisch bei der Nationalmannschaft.“ Das beginnt mit dem kommenden Lehrgang im November in Großwall
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AUSGABE #59 5/2024
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