HANDBALL inside | Ausgabe #59 5/2024

aber dann, in der Spielsituation, nicht die richtige Entscheidung tref fen können – und wenn sich dann die Abwehr darauf eingestellt hat, wie der Ochs vorm Berg stehen und nicht weiterwissen. Darum ist uns auch das kreative Spiel sehr wichtig.

es dort zwei, drei großartige Ausbil dungsvereine mit Trainerqualität gibt, die sich intensiv um die Talent entwicklung kümmern … Welcher Verein ist das neben Gudme? Silkeborg? H euberger : Auch in Skanderborg wird gut ausgebildet. Entscheidend ist aus meiner Sicht auch, dass viele aus ländische Talente schon früh im Män nerbereich zu Einsatzzeiten kommen. Die spielen halt schon mit 17 oder 18 Jahren in deren stärkster Liga und ha ben da Verantwortung, das bringt die enorm voran. Unser jüngerer Junio renjahrgang spielt in aller Regel in der 3. Liga, der ältere geht dann oft in die 2. oder 1. Liga. Aber dort haben sie zu nächst kaum Spielanteile, wie der Fall Battermann belegt. Gibt es keine anderen Beispiele? H euberger : Doch. Aktuell sind in Dormagen zwei, drei Juniorenspieler, die schon Leistungsträger sind, und das ist ein sehr positives Signal. Was die Einsatzzeiten der Top-Talente im Männerbereich angeht, sind uns an dere Nationen hier voraus. Nicht nur in Dänemark, auch in Portugal sind viele Talente schon Leistungsträger in ihren Mannschaften in der ersten Liga. In Schweden ist es vergleichbar. Oft kommen diese Spieler dann mit 23 oder 24 Jahren nach Deutschland und haben sich besser entwickelt als unsere Talente, obwohl die im Nachwuchsbe reich noch auf einem Niveau waren. Ist das keine Frage der Quantität, wenn man nach Dänemark schaut? H euberger : Doch, auch. Aber Däne mark ist da schon eine Ausnahme. Die haben eine Vielzahl und vergleichswei se große Masse an starken Spielern. Das ist mir echt ein Rätsel, wie das funktioniert. Aber andere Nationen

H euberger : Selbstverständlich sind wir darüber im Austausch. Erst kürz lich hatten wir wieder eine Tagung mit den Landesauswahltrainern, auf der wir berichtet haben, was wir bei den internationalen Turnieren gese hen haben. Und wo aus unserer Sicht die Entwicklung hingeht. Da wird von der A-Mannschaft bis zur Jugend al les besprochen. Aber der Spielstil von früher, mit wurfstarken Leuten aus dem Rückraum, den sollte man dabei nicht vernachlässigen. Wenn man sol che Typen hat: Warum soll man die nicht in das Spielkonzept integrieren? Ich sehe das nicht als Problem. Man soll immer mit dem Spielerpotenzial arbeiten, das man zur Verfügung hat. Wenn ich starke Shooter-Typen habe, dann kann ich die nicht wie einen Gidsel spielen lassen. Kürzlich haben wir uns eine Bundesliga Partie in der B-Jugend angeschaut, Flens burg-Handewitt gegen den HSV. Da wurden kaum Taktiken gespielt. Ist das gewollt? H euberger : Das entscheiden die Vereine am Ende selbst. Aber Nachwuchsförderung heißt für uns nicht, sich mit zahlreichen mann schaftstaktischen Sachen ausein anderzusetzen. Vielmehr legen wir Wert darauf, die Nachwuchsspieler individuell und gruppentaktisch zu schulen, ihre Stärken auszubauen und an ihren Schwächen zu arbeiten. Dass sie in ein gutes Eins gegen Eins gehen können. Dass sie gute Wurfva rianten lernen. Dass also die Basics da sind. Wenn sie gut ausgebildet sind, dann kriegen wir auch bessere Ergebnisse als Mannschaft zustande. Wenn wir nur versuchen, über die Mannschafts-Taktik und vorgegebe ne Abläufe Dinge zu lösen, finde ich das keine gute Entwicklung. Es nützt ja nichts, wenn die Jugendspieler zehn Abläufe perfekt beherrschen,

„ DA GIBT ES DEN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND

HINAUS. WIR FRAGEN UNS SCHON, WAS

MACHEN ANDERE BESSER ALS WIR “

Inwiefern gibt es einen Austausch mit er folgreichen Nachwuchsschulen und einen Blick auf andere Kulturen? Ein Beispiel wäre Portugal mit den Costa-Brüdern. Gibt es DHB-Trainer, die da mal hinfahren? H euberger : Ja, das gibt es. Da ist Jochen Beppler sehr aktiv. Und wir hatten im letzten Jahr bei der Trai nerfortbildung einen portugiesischen Kollegen, der uns berichtet hat. Jochen ist auch mit Frankreich in einem sehr regen Austausch. Ich weiß, dass unser weiblicher Bereich auch in Papendal war, weil die Niederländer sehr gut ausbilden. Da gibt es schon den Blick über den Tellerrand hinaus. Wir fra gen uns schon, was machen andere besser als wir? Wir versuchen schon, unsere Arbeit zu hinterfragen. Was steckt strukturell hinter der Talentfa brik Dänemark? H euberger : Das ist wirklich er staunlich, wie viele Talente die Dä nen Jahr für Jahr hervorbringen. Einer der Gründe ist sicherlich, dass

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AUSGABE #59 5/2024

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